Wir sind Momo Anders (er/ihm) und Leon Hochhäuser (leon), zwei queere,
weiße Deutsch-Erstprachler*innen und Student*innen der Visuellen Kommunikation. Uns fiel zu Beginn der Ausschreibung für die diesjährige Rundgang-Gestaltung auf, dass alle bisherigen Plakate ausschließlich einsprachig gedacht waren. Und das in einer Stadt und mit Studierenden, die auch durch ihre Vielsprachigkeit geprägt sind. Es herrscht eine Diskrepanz zwischen dem internationalen Image, das die UdK Berlin proklamiert, und den Strukturen, die den Zugang und die Teilhabe nicht-deutschsprachiger Studierender erheblich einschränken. Aus diesem Widerspruch heraus entstand unser Konzept einer Gestaltung für den diesjährigen Rundgang.
Hauptelement der Gestaltung sind die, nach einem offiziellen Aufruf eingesendeten,14 handgeschriebenen Übersetzungen des Wortes „Rundgang” in die Erstsprache von 13 Student*innen aus allen Fakultäten. Diese 14 Sprachen zeigen einen sehr kleinen Ausschnitt der Sprachvielfalt aller UdK Berlin-Student*innen. Manche lehnten es ab, ihre Handschrift und Sprachkenntnisse der UdK Berlin zu Werbezwecken zur Verfügung zu stellen und begründeten dies mit Erfahrungen von Diskriminierung und Barrieren an der Universität.
Klar ist, dass bereits einige Mitarbeitende und sehr viele studentische Akteur*innen für einen strukturellen Wandel und Antidiskriminierung streiten. Diese Arbeit ist besonders für betroffene Personen kräftezehrend. Doch bisher wird ihre Expertise kaum ernsthaft bei hochschulpolitischen Entscheidungen einbezogen und berücksichtigt. Tatsächlicher Wandel für mehr Inklusion ist unbedingt auf die Perspektive derer angewiesen, die von den jetzigen Strukturen exkludiert werden.
Wenn auch Du viele der, von Studierenden handgeschriebenen Plakate nicht lesen kannst, so soll dieses Erlebnis, ganz unverhältnismäßig für einen sehr kleinen Ausschnitt an Barrieren sensibilisieren, die Studierende täglich an der UdK Berlin erfahren.
Momo Anders und Leon Hochhäuser, Gestalter*innen Rundgang Design 2024, Kampagnen, Studiengang Visuelle Kommunikation
Das Rundgang-Design 2024 wurde von den beiden Gewinner:innen des Rundgang-Designwettbewerbs, Momo Anders und Leon Hochhäuser, entworfen. In Erweiterung ihres Design-Konzeptes, das Plakate, Flyer, das Programmheft und Banner umfasst, haben die beiden Studierenden eigeninitiativ Kommiliton:innen aufgefordert, sich das Motiv anzueignen und damit Erfahrungsberichte mit Diskriminierung während des Rundgangs zu veröffentlichen. Die darin abgebildeten Inhalte sind nicht Teil der offiziellen Rundgang-Kommunikation. Die UdK Berlin unterstützt diese kritische Auseinandersetzung, solange sie in Form und Inhalt den Code of Conduct der Hochschule berücksichtigt und nicht strafrechtlich relevant ist.